Wir sind von Stralsund aus gefahren – gleich in Lübeck wollten wir nicht halten, weil wir hofften, dass es in Kiel weniger voll sein würde. Nur wenige in unserem Umfeld hatten ein Auto, deshalb bildeten wir Fahrgemeinschaften. Wir haben uns vom Begrüßungsgeld später auch etwas gekauft, aber nicht sofort. Wir wollten dem Hype nicht aufsitzen und auf das erstbeste Angebot reinfallen, deshalb haben wir uns erst mal nur die Stadt angeschaut. Viele sind ja dem Materialismus verfallen, man hat ganze Couchgarnituren in den Mülltonnen gesehen, weil Leute lieber eine aus dem Westen haben wollten.
Kurz nach dem Mauerfall sind wir nach Berlin gezogen. Das war eine etwas schwierige Zeit, mit dem Systemwechsel und zwei kleinen Kindern, ich hatte oft Angst. Wir hatten zwar sowieso geplant, nach Berlin zu ziehen, aber vor der Wende wäre das einfacher gewesen. So ist erst mal alles, was wir geplant hatten, anders gekommen. Ich musste mir eine neue Arbeit suchen und es gab neue Schulsysteme. Ich weiß nicht wie, aber irgendwie haben wir es bewältigt. Alles ging rasend schnell.
Vom Begrüßungsgeld haben wir uns einen Videorekorder angeschafft.
Ich kann mich nicht erinnern, dass es zu DDR-Zeiten überhaupt welche gab. Technik kam ja immer ein paar Jahre später zu uns. Und plötzlich waren Elektrogeräte nicht mehr unerschwinglich. Die Wertigkeiten von Dingen haben sich komplett verändert. Ein Fernseher hat nun nur noch ein Fünftel gekostet, aber dafür waren Waren des Grundbedarfs plötzlich sehr teuer.