Potraitfoto Viola T.

Viola T.
58 Jahre
Berlin

Ich erinnere mich, dass ich das Geld am Wittenbergplatz abgeholt habe. Die Sonne schien, und es könnte schon Dezember gewesen sein, denn bei der Gelegenheit habe ich mir das KaDeWe angeguckt. Ich weiß noch genau, wie entsetzt ich von dieser Ansammlung von Zeugs war. Pyramidenweise Weihnachtssüßigkeiten – diese Demonstration des Überflusses, den keiner braucht. Das stieß mich ab.
Das Begrüßungsgeld war für mich kein einschneidendes Ereignis, ich hatte immer schon ein bisschen Westgeld – von meinem Großvater geerbt, da bekam ich jedes Jahr ein paar hundert Westmark Zinsen. Deshalb war ich auch nicht so versessen darauf, das sofort in irgendwelche Jeans umzusetzen. Ich bin auch nicht groß in Geschäfte gerannt oder habe auf der Straße gedacht, so wie die Westler muss ich mich jetzt auch einkleiden. Ich fand uns viel schicker! Zwar ein bisschen komisch, mit unseren Jeans und schwarzen Klamotten, aber besser als die grellbunten Anoraks im Westen.
Dann aber wurde das Konzert der Rolling Stones im Sommer 1990 im Olympiastadion angekündigt. Mein damaliger Mann wollte dort unbedingt hin. Ich war zwar kein großer Stones-Fan, aber wir haben uns trotzdem zwei Karten gekauft. 65 oder 70 Mark kostete eine. Während des Konzerts wurde meinem Mann dann plötzlich schlecht, sein Arm tat weh – er hatte kurz zuvor Reiseimpfungen bekommen. Also sind wir mittendrin gegangen – bei „Sympathy For The Devil“. Ich fand das gar nicht schlimm. Ich hatte nun die Stones gesehen und gehört und wieder mal gemerkt, dass Rockmusik eigentlich nichts für mich ist.