Als Jugendliche in der DDR träumte ich von einer Reise nach San Francisco – inspiriert durch den Song „San Francisco“, die Hymne der Hippie-Bewegung. Bis zur Erfüllung des Traums war es ein steiniger Weg: Ich war zwar preisgekrönte Kanu-Leistungssportlerin, wusste aber nicht, was ich nach dem Schulabschluss werden wollte und landete in einer Zahnarzthelfer-Ausbildung, die mich langweilte. Die Enge in der DDR empfand ich als bedrückend. 1987 plante ich, gerade 17 Jahre alt, mit einer Freundin jugendlich-naiv die Flucht in die BRD: Wir packten unsere Rucksäcke und fuhren per Zug nach Meiningen. Dort verpfiff uns ein Fahrkarten-Verkäufer, weil wir keine Passierscheine für die Grenz-Sperrzone hatten. Wir wurden wegen „Republikflucht“ eingesperrt – uns drohten bis zu drei Jahre Haft! Die Behandlung im Gefängnis war menschenunwürdig: Handschellen, endlose Verhöre und Maschinengewehre im Rücken. Damals fing ich an, intensiv zu zeichnen, um die traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten. Dass wir fünf Wochen später freikamen, grenzte an ein Wunder. Ich musste meine Zahnarzthelfer-Ausbildung fortsetzen, wollte aber längst Kunst studieren, was mir als „Republikflüchtling“ aber verwehrt wurde.
Nach dem Fall der Mauer machte ich sofort „rüber“. Ohne Geld und eher planlos landete ich bei meiner Tante in Reutlingen. Mit dem Begrüßungsgeld kaufte ich mir Puma-Turnschuhe – für mich damals der Inbegriff von Coolness und dem Freiheitsversprechen des Westens! Danach schloss ich in Koblenz meine Ausbildung zur Zahnarzthelferin ab.
Es war eine Flucht-Odyssee mit Happy End: Mit dem Berufsabschluss konnte ich später auch ohne Abitur Kunst studieren – bei Johannes Grützke in Nürnberg. Und mit dem Entschädigungsgeld, das ich als Opfer des DDR-Regimes bekam, flog ich nach San Francisco! Heute lebe ich als Künstlerin in Berlin, arbeite für Film und Fernsehen und stelle meine Kunst aus.