Für den Umbruch war ich im perfekten Alter. Ich war 13 und der Systemwechsel bedeutete, dass ich Abi machen und studieren konnte, was ich wollte. Auch die Anpassung an das neue System fiel mir leichter als den Älteren. 13 war auch ein gutes Alter für naiven Konsum. Und den habe ich total genossen.
Als Kind war ich absolut fasziniert von der Werbung, die wir im Westfernsehen gucken konnten. Aber Enttäuschung war auch immer dabei, denn kaufen konnten wir die ganzen Dinge natürlich nicht. Das konnte ich in meiner kindlichen Naivität nicht verstehen.
Wir wohnten damals in Magdeburg und im Dezember 89 fuhr meine Familie nach Braunschweig, um einfach mal zu gucken, wie’s da riecht. Denn es gab einen typischen Geruch im Westen, irgendwie nach Plastik, für mich damals sehr verheißungsvoll.
Überall war ein riesiges Gedränge und wir gingen gleich in den ersten Supermarkt. Mein Highlight war ein Schokoladenweihnachtsmann aus weißer Schokolade – für mich wurde ein Traum wahr. Viel mehr als Süßigkeiten haben wir nicht gekauft. Auf der Rückfahrt im Zug setzte sich mein Vater auf einen Westkaugummi. Meine Mutter fluchte, aber ich war fasziniert, wie schön blau so ein Kaugummi sein konnte.