Potraitfoto Frank M.

Frank M.
45 Jahre
Eisenach/ Thüringen

Ich war damals 16, stand dem Regime ziemlich kritisch gegenüber, durfte nicht studieren und wollte raus aus der DDR. Am 10. November hörte ich in der Schule von einem Mitschüler das „Gerücht“, die Grenzen seien offen, aber keiner fragte nach, keiner sprach drüber, es fiel mir schwer, es zu glauben. Nach der Schule im Fernsehen sah man weinende und feiernde Menschen in Berlin, aber es gab keinen Kommentar darüber, was passiert war. So brauchte es, bis ich schließlich kapierte, dass die Grenze wirklich offen war. Zusammen mit meinem älteren Bruder fuhr ich noch an dem Abend in seinem Auto über die Grenze bei Herleshausen, ein Glücksrausch. Meinem Schuldirektor hatte ich noch eine Notiz gebracht, dass ich am nächsten Tag nicht in die Schule kommen würde. Seinen Blick habe ich bis heute nicht vergessen.

Ich bin dann weiter in Richtung Köln getrampt, denn ich wollte zu meinen Verwandten. Ich bin aber in irgendeinem Ort in Hessen gestrandet, wo mich meine Verwandten abholen mussten. Es gab mehrere Dörfer mit gleichem Namen, die sie alle in der Nacht abklapperten, um mich zu finden. Wir kannten uns nur von Treffen in Tschechien, weil meine Verwandten ein Einreiseverbot hatten. In Köln angekommen, verwirklichte ich mir meinen größten Traum – endlich einen Hamburger bei McDonald’s zu essen, für mich der Inbegriff des Westens. Der Hamburger war aber einfach eklig. In Köln blieb ich ungefähr eine Woche, dann musste ich zurück zur Schule.

Mein Begrüßungsgeld habe ich mir zweimal abgeholt, in Fulda und in Bad Hersfeld. Davon habe ich noch im selben Winter eine Reise nach Paris gemacht, zwei Nächte im Bus, nur um einen Tag die Stadt zu sehen.