Für uns brachte der Mauerfall eine Heirat mit sich. Nur wenige Tage nach dem 9. November holten wir uns das Begrüßungsgeld in einer Bank nahe der Oberbaumbrücke ab. Sechs Stunden standen wir da an, unsere Kinder wollten schon gar nicht mehr!
Mit dem Geld in der Tasche war uns aber klar, dass wir nicht alles einfach ausgeben würden, bloß, weil es jetzt da war. Wir wollten etwas haben, das bleibt. Mein Mann und ich lebten schon über zwölf Jahre zusammen, aber verheiratet waren wir noch nicht. Als wir auf dem Rückweg bei einem Juwelier vorbeikamen, gingen wir hinein und suchten uns unsere Trauringe aus. Das Aussuchen der Ringe fiel uns nicht schwer, ich wusste, was ich mochte, und so wurden es zwei schöne, feine Ringe. Die waren ein bleibender Wert, etwas, das wir täglich tragen würden. Außerdem beschlossen wir, im darauffolgenden Sommer zu heiraten. Ohne die Wende hätten wir vielleicht nie geheiratet. Unser Zusammensein war ja das Wichtigste, aber die Heirat, das war noch das i-Tüpfelchen. Im August 1990, kurz vor der Einschulung unserer Tochter, heirateten wir dann endlich. Unsere Ehe hielt 27 Jahre, bis zum Tod meines Mannes. Heute trage ich beide Ringe – meinen weiterhin am Finger und den meines Mannes an einer Kette um meinen Hals.