Meine Geschichte handelt eher davon, wofür ich mein Begrüßungsgeld nicht ausgegeben habe. Ich war neun und wir fuhren nach West-Berlin zu einem Markt, der vermutlich extra für Ossis war, alles war bunt in Plastik verpackt! An einem Stand gab es Spielzeug und da lagen ganz viele Telespiele, so eine Art Gameboy mit nur einem Spiel. Ich wusste, dass ich irgendwas von dem Markt kriegen würde, aber selbst damals war mir irgendwie klar, dass so ein Spiel viel zu wertvoll war. Ich hatte im selben Jahr erst ein anderes Telespiel zum Geburtstag bekommen, das meine Eltern für wahnsinnig viel Geld im Intershop gekauft hatten. Es war mein ganzer Stolz.
Ich muss schon sehr lange rumgestanden haben und irgendwann fragte ich die Verkäuferin, was ein Telespiel kostete. Die Frau fragte: „Möchtest du denn gern eins haben?“ Ich nickte. Und sie: „Hier, dann nimm eins! Ich schenke es dir.“
Ich konnte nicht glauben, dass mir diese wildfremde Frau so etwas Wertvolles einfach schenkt. Viel später habe ich erfahren, dass diese Telespiele im Westen gar nicht so teuer waren, aber selbst heute empfinde ich noch eine tiefe Dankbarkeit für diese Frau.
Ich habe die Wende als etwas sehr Positives erlebt und diese Geschichte hat eindeutig ihren Anteil daran. Der Westen stellte vor allem Möglichkeiten da, die wir vorher nicht hatten. Meine Eltern waren eher DDR-kritisch gewesen und wir hatten immer ein bisschen das Gefühl, eingesperrt zu sein. Für uns war die Wende ein absolut positives Ereignis.