Ich fand die Aktion mit dem Begrüßungsgeld damals seltsam. In der Zeit nach der Maueröffnung überwog für mich das Gefühl der Verunsicherung. Ich habe der Situation nicht recht getraut, gehörte eher zu den Zauderern. Ich hatte das Gefühl, die ganzen Konsequenzen nicht so richtig absehen zu können. Schließlich wollte ich die Gelegenheit dann aber doch nicht ziehen lassen. Ich wohnte damals in Kleinmachnow, das ganz von West-Berlin umgeben und nur durch drei Zugänge zu erreichen war. Meine Tante passte auf meine Kinder auf und ich fuhr allein mit dem Bus nach Berlin-Steglitz. Als ich dort ausstieg, standen da Schüler, die auf Ostler warteten und uns halbe Kekse hinhielten. Ich habe mich gefühlt wie ein Affe im Zoo. Die haben das wahrscheinlich gut gemeint, deshalb hab’ ich ihn auch angenommen, aber innerlich war ich brüskiert. Bis zum letzten Moment habe ich nicht geglaubt, dass es wirklich glatt geht mit dem Begrüßungsgeld. Vielleicht auch, weil man von Behördengängen nichts Erfreuliches gewohnt war. Ich habe das Geld aber ohne Probleme von einem Bankangestellten hinter einer Glasscheibe ausgezahlt bekommen. Im Bus zurück hatte ich dann plötzlich ein Gefühl von großer Freude: Wahnsinn, dass das alles wirklich so reibungslos möglich gewesen war, mit dem Bus über die Grenze zu fahren und drüben Geld abzuholen. Wofür genau das Geld ausgegeben wurde, weiß ich nicht mehr, es hatte keine sehr große Wichtigkeit für mich. Es blieb verbunden mit dem Gefühl beim Anblick des hingehaltenen Kekses.