Ich war zur Wende 26 und erzähle immer, dass ich mit meinem Begrüßungsgeld auf das Ramones-Konzert in der Eissporthalle gegangen bin, gleich im November. Aber dort haben sie DDR-Bürger dann noch mit Ostmark zahlen lassen. Gefühlt bestand das ganze Publikum nur aus Ostlern, lauter bekannte Gesichter waren da.
Von den 100 Mark habe ich mir dann stattdessen ein Buch gekauft und ganz viel Bier im Arcanoa getrunken.
Das Buch war „Die Abenteuer von Rosalie“ von Edmond Calvo. Ich bin über irgendeinen Grenzübergang und mit dem Fahrrad einfach so lange rumgefahren, bis ich einen Comicladen fand, im Wedding. Es war ganz anders als die Comics, die ich bis dahin kannte, und hatte sprechende Autos.
Heute zeichne ich einen eigenen Comic über die Zeit, die ich in der DDR erlebt habe, „Das Land, das es nicht gibt“. Wie 17 Millionen andere bin ich ja in einem Land aufgewachsen, das nicht mehr existiert. Also erzähle ich darüber, so wie Günter Grass über ein Danzig geschrieben hat, das es nicht mehr gab, oder Mark Twain über den Mississippi. Mich interessiert, was sich seit damals sehr verändert hat und auch, was damals eigentlich schon wie heute war.
Mein Exemplar der „Abenteuer von Rosalie“ steht heute in der Renate Comicbibliothek in der Tucholskystraße. Die Bibliothek haben wir um 1991 rum gegründet, um einen eigenen Ort zu haben als Treffpunkt für Comiczeichner. Alle Gründungsmitglieder der Renate-Gruppe kamen aus dem Osten, später stießen auch Leute aus dem Westen dazu.