Potraitfoto Gottfried Vogel

Gottfried Vogel
75 Jahre
Teltow

Am Tag des Mauerfalls war ich in Leipzig und habe im Fernsehen gesehen, was los war. Ich war mir sofort sicher, dass das ein unumkehrbarer Prozess ist und dachte mir: „Den Hype mache ich nicht mit! Ich habe es nicht eilig.“ Meine Frau und ich wollten nicht die Arbeit schwänzen, nur um einer Sensation beizuwohnen.
Im Gesetzblatt – das ich abonniert hatte – stand bereits im Frühjahr, dass jeder DDR-Bürger einen Reisepass beantragen kann und das hatten meine Frau und ich auch getan. Am 14.11.89 fuhren wir dann mit dem Bus zum neu eröffneten Grenzübergang zwischen Teltow und Lichterfelde-Süd. Wir nahmen unser Begrüßungsgeld in Empfang und ich besorgte mir im Zeitungsladen nebenan die aktuelle Ausgabe des „Spiegel“ und hatte damit vor allem Wechselgeld. Ich habe die 100 Mark nicht ausgegeben, sondern nur angetestet und danach versucht, sie zu vermehren. Das gelang mir durch den Verkauf von Münzen und antiquarischen Büchern, die ich in Steglitz in Antiquariaten und bei Münzhändlern angeboten habe.
In der Bundesrepublik brauchte man 100 Mark, um ein Konto zu eröffnen und im Mai 1990 konnte ich ein Konto eröffnen. Das war eine sehr spannende Zeit.
Die Währungspolitik während der Wiedervereinigung ist allerdings schiefgelaufen. Viel zu überstürzt! Es hätte länger zwei Währungen geben sollen, das hätte Leute dazu angespornt, rationaler zu produzieren. In Tschechien war es besser, dort fand die Privatisierung ruhiger statt. Da gab es zwar auch Arbeitslose, aber nicht solche Massen wie hier.