Vom Mauerfall haben wir erst gar nichts mitbekommen. Wir waren seit 1984 mit einer FDJ-Brigade in Kuba, um dort im Zementwerk zu arbeiten, 16 Erwachsene und zu jedem Zeitpunkt etwa vier bis fünf Kinder. Den 40. Jahrestag der DDR haben wir noch groß gefeiert, während es zu Hause wohl schon brodelte. Wir hatten zwar auch Kontakt zu Verwandten und Freunden zu Hause, aber die haben sich damals nicht getraut, uns zu berichten, was da gerade passiert. Einmal pro Woche gab es Post und in einem Brief waren mal Andeutungen, dass „ganz schön viel los“ sei. Aber mehr nicht, denn sie wussten ja nicht, wie sich das weiterentwickelt. An den Mauerfall haben wir nicht geglaubt, das war utopisch.
Wir mussten die Brigade in Cienfuegos dann auflösen und unsere Familie war die letzte, die wieder nach Hause flog. Im April 1990 landeten wir in Schönefeld und zum ersten Mal wurden wir nicht abgeholt. Normalerweise kam immer jemand vom Zentralrat der FDJ, um unsere internationalen Pässe einzukassieren. Die brauchten wir, um in Gander, Kanada zwischenlanden zu können. Dort gab es übrigens auch westliche Shops im Transitbereich, wo wir immer alle rein sind, um uns die Illustrierten anzugucken. Bei den Männern waren die Pornohefte beliebt, so etwas gab es ja in der DDR nicht.
Da standen wir nun also in Schönefeld und konnten zum ersten Mal unsere Pässe behalten und alleine nach Hause fahren. Meinen Pass habe ich noch heute. Das Begrüßungsgeld habe ich aber nie bekommen, dafür kamen wir zu spät zurück.