Potraitfoto Andreas P.

Andreas P.
59 Jahre
Berlin

Die persönlichen Umbrüche haben mich nach dem Mauerfall viel mehr tangiert als das Geld. Ich hatte aber auch nie das Gefühl von Mangel. Was anerzogen ist, klar. Etwa der Farbfernseher: Der kostet 6000 Mark, das können wir uns nicht leisten, aus. Ich habe darüber nicht mehr nachgedacht, das war eben so. Wir hatten einen Robotron-Kofferfernseher, der reichte.

Ein anderes Thema ist, was man am 9. November dachte, aber auch da hatte ich keine Angst, die Welt gehe jetzt unter. An manchen Aktionen, die unsere Selbstständigkeit erhalten wollten, habe ich mich beteiligt. Das hatte auch immer mit der Partei zu tun, ich bin ja nie ausgetreten. Jetzt war es ja für die, die Demokratie und Sozialismus wollten, sinnvoll, drin zu sein.

1989 war ich im dritten Jahr fest beschäftigt, hübscherweise in der Leipziger Straße – ich komme ursprünglich aus Leipzig – im Haus der Ministerien.

Unser Begrüßungsgeld haben wir spät abgeholt, wir hatten einfach keine Zeit. Wir hatten zu arbeiten, eine Revolution zu bewältigen, zu Demos zu rennen. Und dann haben wir die Erfahrung gemacht, dass Banken in der Dienstleistungsgesellschaft der „selbstständigen politischen Einheit“ West-Berlin nur bis 15 Uhr geöffnet hatten. Damit war der gemeine Ossi mit seinen ordentlichen Arbeitszeiten von 8 Stunden und 45 Minuten raus. An einem Dezembertag holte mich meine Familie ab und wir sind zu viert über den Checkpoint Charlie. Das war der kürzeste Weg zum Postgiroamt an der Gitschiner Straße – das war bis um sechs geöffnet. Am Wochenende haben wir bei Hertie am Halleschen Tor Anoraks für die Kinder gekauft. Sehr bunte, mit Blumenmuster, Achtzigerjahre eben. Und kleine Simba-Bärenfiguren aus Velours, mit beweglichen Armen und Beinen. Und irgendwann zwei Walkmans – 20 Mark kosteten die im Westen, 500 in der DDR. Technik war ja Luxusgut. Vor der Wende hatten wir nie Westgeld. Ich hatte einmal am Ostbahnhof illegalerweise zehn Mark von einem Franzosen getauscht, mit einem Sensationskurs von 1:3. Um dann später im Intershop festzustellen, dass zehn Mark nicht viel sind.