In der Nacht, als die Mauer fiel, habe ich mit einer Gruppe von Bekannten ein Haus besetzt. Am nächsten Morgen fuhr ich etwas verspätet zur Arbeit und wunderte mich, warum niemand dort war. Dann erst erfuhr ich, was in der Nacht geschehen war. Ich ging zum Grenzübergang an der Chausseestraße und erlebte, wie von einem Lkw aus Kaffee und Bananen in die Menge geworfen wurden. Als ich sah, wie viele meiner Mitbürger aus dem Osten sich gierig darauf stürzten, ging ich schockiert zurück.
Einige Tage später ging ich noch mal über die ehemalige Grenze nach West-Berlin. Neben dem Café Kranzler war eine Bank in einer alten Villa. Hier holte ich spontan mein Begrüßungsgeld ab und lief weiter, bis ich zu einem Flohmarkt kam. Dort sah ich einen Hütchenspieler, wie man heute sagen würde; für mich war das völlig neu. Und als ich sah, wie der Mann die kleine Kugel unter einer der drei umgedrehten Streichholzschachteln verschwinden ließ, dachte ich: „Da mache ich mit. Da kann ich mein Geld direkt verdoppeln.“ Ich wollte die ganzen 100 D-Mark direkt setzen, doch 50 D-Mark waren der Höchsteinsatz. Man muss dazusagen, dass ich damals in dem besetzten Haus 25 Ost-Mark als Monatsmiete zahlte.
Aber ich dachte, hier ist meine Chance. Ich setzte also die 50 D-Mark und verlor. Als der Hütchenspieler meine Reaktion sah – ich war völlig entsetzt –, gab er mir das Geld zurück. Ich dachte mir sofort, super, diesmal schaffe ich es! Als ich wieder verlor, bekam ich mein Geld nicht mehr zurück.